Vom Leben mit Kind und Hund

Willkommen im Rudel!

Wie Klimt auf das Baby reagiert und mit welchen Schwierigkeiten wir zu kämpfen haben

Seit dem 8. März ist  Theo Teil unseres Rudels. Bin ich jetzt also Vollzeitmama mit Leib und Seele a.k.a. Mutter aus Leidenschaft? Ne, Quatsch, ich habe mir noch nicht den halben Kopf rasiert und die andere Hälfte pink gefärbt, mir den Herzschlag meines Kindes gekoppelt mit Geburtsdatum tätowiert und mir fett lange Kunststoffnägel machen lassen. Auch hat sich unsere Wohnung nicht plötzlich in ein pastellfarbenes Wunderland verwandelt, wo ich nun fancy Kinderklamotten nähe, während ich healthy Superfood in mich hineinstopfe, um meine Stillqualitäten ins Unermessliche zu steigern. Ich bin jetzt eben einfach Mutter. Details hierzu spare ich aus, weil Hundeblog nicht Mamablog.
Gerne möchte ich euch aber ehrlich erzählen, wie das Leben mit Hund und Kind so für uns gestartet ist, was super läuft und was uns vor Herausforderungen stellt.

Klimt hasst das Baby nicht

Ich fange mit den positiven Dingen an. Klimt hasst das Baby nicht.
Als ich mit Theo vom Krankenhaus nach hause kam und wir die Babyschale abstellten, roch er nur kurz an ihm und das war es erst mal. Ich war mir nicht mal sicher, dass er ihn als lebendiges Wesen ausgemacht hat, weil sein Interesse wirklich gegen null ging. Wir machten aber auch kein großes Theater darum, dass wir ein Baby mitgebracht hatten. Unter der Geburt hatte mir eine Hebamme geraten, ihm eine vollgekotete Windel des Neugeborenen bereits vor der Ankunft zum Schnuppern zu geben. Echt? Macht man das noch? Wir nicht. Der hätte den Inhalt eh nur gefressen und vermutlich hinterher erbrochen.
Beim ersten herzhaften Schrei am ersten Abend zuhause musste er den neuen Mitbewohner jedoch bemerkt haben. Denn er verließ zügigst das Zimmer. So ging das die ersten Tage. Mittlerweile ignoriert er das Schreien völlig. Stattdessen hat er entdeckt, dass man das Baby ablecken kann und dieses sich nicht wehrt im Gegensatz zu vielen Erwachsenen. Ließe man ihn gewähren, würde er also wohl minutenlang, stoisch und in aller Ruhe den kleinen Kopf belecken. Ist aber in dem Ausmaß verboten. Also nutzt er nur im Vorbeigehen gaaanz unauffällig die Gelegenheit und hinterlässt einen Zungenabdruck auf dem zart behaarten Köpfchen. Ich schmunzle dann und mein Herz lacht heimlich.
Worüber ich froh bin: Klimt verteidigt das Baby nicht. Ist nicht sein Job. Zum Glück weiß er das. Ich hingegen weiß, dass viele voller Stolz davon erzählen, wie ihr Hund den Kinderwagen vor fremden Menschen oder Hunden schützt. Für mich absolut kein erstrebenswertes, sondern eher gefährliches Szenario. Den Stress brauchen weder Klimt noch ich. Seine Leinenaggression anderen Hunden gegenüber ist schon anstrengend genug.
 

Der Spaziergang – eine Herausforderung der neuen Art

Womit wir beim nächsten Punkt wären, der auf der Negativ-Seite zu verorten ist. Das Gassi gehen. Schwierig. Aktuell gehe ich meist kinderlos, wenn das Baby bei meinem Partner ist. Also bevor er auf die Arbeit geht und in seiner Mittagspause, die er zuhause verbringt. Manchmal nervt es mich wahnsinnig, dass ich an diese Zeiten gebunden bin. Dann werde ich mutig, packe Hund, Kinderwagen, Kind und mich ins Auto und fahre raus, an einen Ort, wo Klimt leinenlos laufen kann und ich möglichst wenig andere Hunde erwarte. Denn ein pöbelnder Klimt und ein Kinderwagen ist an der Straße einfach viel zu gefährlich. Leider schränkt mich der Kinderwagen ziemlich ein, was die Wahl der Wege betrifft. Deshalb habe ich auch die Variante mit Kind in der Trage versucht. Nun im Hochsommer eher unpraktisch. Zwischen mir und dem Baby hatte sich binnen kurzer Zeit ein Gemisch an gespuckter Milch und Schweiß angesammelt, das uns beide komplett durchnässt hat. Dass mich das nicht anwidert, muss einfach Liebe sein! Außerdem habe ich immer das Horrorszenario im Kopf, dass ein nicht abrufbarer Rüde in uns hineinbrettert und ich mit Baby vor der Brust keine Chance habe, die Hunde zu trennen. Na, ja, ihr merkt es wohl. Die Gassi-Situation nervt. Eine ultimative Lösung ist noch nicht gefunden.

Wir fahren jetzt Kombi

Dafür haben wir die Auto-Situation vor Kurzem gelöst. Nachdem mich das Tetris-Spielen im kleinen Opel Corsa wahnsinnig gemacht hat, bin ich jetzt stolze Besitzerin eines Kombis. Ein langer Weg, weil Autos so verdammt teuer sind und ich keine Ahnung von Ihnen habe. Doch letztlich wurde ich fündig. Den Kofferraum des Neuen habe ich durch ein Gitter zweigeteilt, sodass auf der einen Seite Klimt und auf der anderen der Kinderwagen mitfährt. Theo hat die Rückbank für sich, ohne dass ich fürchten muss, dass entweder der Kinderwagen oder der Hund auf ihn fällt, falls es zum Unfall kommt.

Eine Zerreißprobe

Ich habe jetzt also einen Hund, ein Kind und ein geräumiges Auto. Doch was mir fehlt ist Zeit und Gelassenheit. Seitdem Theo nicht mehr nur auf dem Rücken liegt und stundenlang schläft, benötigt er permanent meine Aufmerksamkeit. Die fehlt Klimt. Mir bleibt das schlechte Gewissen und die Angst, dass Klimt anfangen könnte, das Baby zu hassen. Ich versuche es, mir Freiräume zu schaffen. Doch es ist nicht wie früher, als wir losziehen konnten wann und solange wie wir wollten. Es fühlt sich eher an, als würde ich einen Spagat versuchen, der misslingt. Bin ich mit dem Hund unterwegs, frage ich mich, ob mit dem Baby alles ok ist. Bin ich mit Theo unterwegs, denke ich: Oh nein, Klimt ist alleine. Bin ich mit beiden unterwegs, bete ich: Bitte, lass keinen anderen Hund auftauchen. Es ist nicht leicht, allen Bedürfnissen gerecht zu werden und macht mich manchmal traurig.

Die Leute sagen oft mit Herzen in den Augen: „Och, Hund und Kind toll! Es ist das schönste, wenn Kinder mit Hund aufwachsen.“ Neulich bin ich todesmutig in einem parkähnlichen Gebiet mit Leinenpflicht spazieren gegangen. Hund und Kind dabei. Ich hatte die besten Goodies einstecken. Klimt lief filmreif am Wagen, zettelte keinen Streit an. Theo guckte mit wachen Augen heraus und lachte kehlig. Die Sonne schien. Die Blätter bereits golden. Meine Haare frisch gewaschen. Ich trug meinen Lieblingsrock. Die Passanten strahlten uns an. Wir mussten blendend ausgesehen haben. Wie aus dem Katalog. Doch die Wahrheit ist: Kind und Hund ist nicht einfach toll, sondern in erster Linie sehr, sehr anstrengend.
Und trotzdem würde ich nichts anders machen.
 
Fotos: Wohlstandshund (1), buntschatten (2)



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