Pfoten
Hommage an die Wohlstandspfoten
Wenn die Wohlstandswelpen auf die Welt kommen sind ihre Pfoten noch ganz rosa. Sie fühlen sich ganz seidig an, das Fell zwischen den Ballen samtig, die Krallen fast durchsichtig. Sie riechen eigentlich nach gar nichts. Und doch duften sie nach Milch und Honig und nach Unschuld. Unversehrt. Unerfahren.
Die Pfoten des Wohlstandshundes sprechen ihre eigene Sprache. Im Laufe der Jahre werden sie dunkel vom Schmutz und der Beanspruchung. Sie fühlen sich plötzlich rauh an und werden rissig. Sie beginnen zu riechen.
Die Haut der Pfötchen wird härter. Eine Hornschicht bildet sich. Schließlich benötigen sie jetzt Schutz. Jetzt, wo sie den Wohlstandshund an der Seite ihrer Menschen weite Wege tragen. Salz im Winter, heißer Asphalt im Sommer und spitze Gegenstände das ganze Jahr über setzen den Pfoten zu.
Auch die Haare zwischen den Ballen werden länger. Manchmal hängen sie voller Matsch. Der wird hart und nach dem Spaziergang beschäftigt sich der Wohlstandshund hingebungsvoll damit, den Dreck aus den Zwischenräumen zu puhlen und im Wohnzimmer zu verteilen.
Vielleicht gibt es auch Zeiten, da der Mensch des Wohlstandshundes sehr beschäftigt ist. Dann werden die Krallen der Wohlstandshunde länger. Wenn es schneit zeichnen sie sich zusätzlich im Schnee ab.
Hunde schwitzen nur über die Pfoten. Im Sommer sieht man manchmal ihre Spuren auf den Fliesen. Logisch, dass der Geruch nach Milch und Honig nicht bleibt. Die Pfoten beginnen zu riechen. Sie duften mit der Zeit nach Wald und Wiese, nach Draussen eben, würzig, hündisch, muffig (finden die einen), wunderbar (finden die anderen).
Es heißt immer, an der Hand eines Menschen erkenne man sein Alter. Ein Ähnliches Prinzip gilt auch für die Wohlstandshunde; ihre Pfoten verraten viel über sie.
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