Ausflugstipp: Kesseltaler Landwirtschaftserlebnis

Klimts Kontakt mit der Kunstkuh

Die Wohlstandshunde auf dem Wanderweg "Kesseltaler Landwirtschaftserlebnis"

So ganz geheuer ist Klimt das weiße Iglu und sein Inhalt nicht. Hinter den Gittern steht doch tatsächlich ein geflecktes Tier, nur wenig größer als er selbst. Von Neugier und Vorsicht gleichermaßen getrieben nähert er sich, nimmt Witterung auf und steckt todesmutig sogar den Kopf durch die Stäbe, um  festzustellen: Dieses Ding ist ja gar nicht echt, Gefahr gebannt! Das gefleckte Tier entpuppt sich als Kälbchen aus irgendeinem harten Plastik und war Teil von „Station 4: Der Lebenslauf der Kuh“ des Wanderwegs „Kesseltaler Landwirtschaftserlebnis“.


Ich recherchiere gerade für unsere Lokalzeitung einen Artikel zum Thema „Landwirtschaft früher und heute“. Als ich deshalb mit dem örtlichen Bauernverband Kontakt aufgenommen habe, gab mir der nette Herr nicht nur einen ganzen Haufen Literatur mit, sondern empfahl mir auch, unbedingt diesen Wanderweg zu begehen. Gesagt – Getan. Mit dem Auto geht es zunächst nach Bissingen im nordschwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau. Denn hier, auf dem Parkplatz des Gasthaus Krone (Zufahrt über den Mühlenweg), startet das Landwirtschaftserlebnis mit Station 1: Regionale Produkte“.


Die Stationen im Überblick:

Station 1: Regionale Produkte
Station 2: Milchverarbeitung
Station 3: Streuobstwiese
Station 4: Lebenslauf der Kuh
Station 5: Der Biber
Station 6: Das Wasser
Staton 7: Speiseplan der Kuh
Station 8: Die Wiese
Station 9: Milchgewinnung
Station 10: Der Energie-Landwirt
Station 11: Ackerbau
Station 12: Arbeit der Bauern
Station 13: Der Wald
Station 14: Die Honigbiene
Station 15: Die Hecke


Zunächst geht es wenig idyllisch einige hundert Meter am Bissigner Industriegebiet entlang, an dessen Ende sich eine Molkerei und eine Kläranlage befinden, die thematisch und geruchstechnisch ja schon einmal zum Motto Landwirtschaft passen. Doch dann breiten sich die Felder des Kesseltals vor uns aus. Auch die Kessel selbst begleitet uns, sodass bei wärmeren Temperaturen einen hündischen Badespaß nichts im Wege stünde. Klimt kann auch bei kühlen 5° plus nur mit Ermahnungen einem beherzten Sprung ins kühle Nass widerstehen. Spaß haben die beiden trotzdem. Neue Gerüche und Eindrücke lassen sogar meine alte Louni ihren Turbo einlegen. So trottet sie nicht wie sonst oft hinterher, sonder trabt locker-flockig voran - vorbei an einer Streuobstwiese (Station 3) bis eben zum irritierenden Kälbchen im Iglu, wo es seine erste Lebenszeit verbringt. Bei der Mutter darf es ja nicht sein, weil deren Milch uns Menschen vorbehalten sein soll.


Station fünf liefert dann einige Infos über den Biber, dessen Anwesenheit oft nicht positiv bewertet wird. Das Hinweisschild zeigt dem Betrachter die Pros und Kontras auf. Außerdem hat man als Wanderer an dieser Stelle des Rundwegs die Möglichkeit abzukürzen. Allerdings verpasst man dann die Stationen 6 bis 12. Gerade „Station 9: Milchgewinnung“ ist einen Besuch wert. Denn hier darf man einen Blick hinter die Kulissen eines modernen Milchviehbetriebs in Oppertshofen werfen. Durch eine graue Tür gelangt man auf eine Empore, von der aus man den ganzen Stall im Blick hat. Die Kühe – ja diesmal Echte! -  können beim Schlafen, Fressen, bei sozialen Interaktionen und beim Anstehen an den automatischen Melkrobotern beobachtet werden. Als ich vor Ort war, wurde ich von einigen erst mal neugierig beäugt. Die Damen konnten ja nicht wissen, dass die komische Uschi mit dem schwarzen Etwas vor dem Gesicht nur Bilder für einen Zeitungsartikel macht. Andere Kühe hatten sich bereits am Roboter angestellt. Eine Schlange von vier bis fünf Kühen wollte sich erleichtern. Hunde haben hier allerdings keinen Zutritt.


Wenn man die Abkürzung nicht nutzt, führt der Weg auf 8,5 Kilometern an 15 Stationen vorbei. Die Wege sind entweder asphaltiert oder gekiest. Laut Infoflyer sollten drei bis vier Stunden eingeplant werden. Das Ziel des Rundweges ist es, dem Besucher Einblicke in die verschiedensten Zweige der Forst- und Landwirtschaft zu geben. „Die Informationsvermittlung soll generationenübergreifend erfolgen. Der  Rundweg soll die Besucher zum aktiven Erleben anregen und dabei mit Spiel und Spaß die Themen „Rund um die Landwirtschaft“ aufzeigen.“ So heißt es im Infoflyer. Ein gutes Beispiel hierfür ist die „Station 13. Der Wald“. Es gibt einen Barfußpfad, den zumindest ich aufgrund der Temperaturen ausgelassen habe. Klimt und Louni waren nicht so zimperlich. Ich habe dann lieber ein Konzert am hölzernen Klangspiel gewagt.


Der Weg ist also für alle etwas, die beim Laufen nicht nur vor sich hinmarschieren wollen, sondern sich die Zeit nehmen wollen hier und da mal eine Pause einzulegen, um Informationen und Erfahrungen aus den Bereichen Land- und Forstwirtschaft zu sammeln. Zwar weisen die Infoschilder darauf hin, dass man Hunde an der Leine laufen lassen soll, aber einige Streckenabschnitte sind so übersichtlich, dass man meiner Meinung hier darauf verzichten kann, solange die Hunde zuverlässig abrufbar sind. An Station 1 gibt es übrigens einen Kotbeutelspender, an dem man sich eindecken kann. Die Frequenz, in der Mülleimer während des Weges, fand ich allerdings unbefriedigend. Es nervt schon ziemlich mit zwei Hunden an der Leine, einer Kamera über der Schulter und der verpackten Kacke in der einzig freien Hand geschätzt zwei Kilometer zurücklegen zu müssen. Positiv ist mir mit meinen beiden Terrortölen aufgefallen, dass wir nur einem einzigen Hund begegnet sind und dieser war gut erzogen und an der Leine. Daneben waren eine Handvoll Radfahrer, einige Autos in Dorfnähe und ein einziger Traktor anzutreffen. Also wer keine Lust auf den ganz großen Tourismus hat und stattdessen einen entspannten Spaziergang unternehmen möchte, ist hier richtig.

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