Ausflugstipp: Brönnhof
Die letzten Wildpferde Unterfrankens
Vom US-Truppenübungsplatz zum Naturparadies - Die Wohlstandshunde wandern auf dem Brönnhof-Areal bei Schweinfurt
Im
kalten Krieg waren hier Raketen mit Zielrichtung Osten stationiert,
bis 2014 befuhren schwere Militärfahrzeuge das Gelände, Soldaten
hielten ihre Übungen ab, spielten Krieg. Heute flanieren die
Wohlstandshunde zusammen mit Kumpel Sandor, einem 10-jährigen
Deutsch-Kurzhaarrüden, über die Wiesen und Wege des ehemaligen
US-Standortübungsplatz
Brönnhof nördlich von Schweinfurt zwischen Pfändhausen und
Weipoltshausen.
Auf
die Idee, hierher einen Ausflug zu unternehmen, kam ich durch
Berichte über die Wildpferde, die hier heimisch wurden, und wir
sollten nicht enttäuscht werden. Wir stellten die Autos in einem
nahen Waldgebiet ab und begannen unsere Wanderung. Bald erreichten
wir die rot-weiße Schranke, die den Eingang zum Brönnhofgelände
markierte. Tiefe, breite, aber mittlerweile schon von Gras bewachsene
Spuren ließen auf unzählige Fahrten mit schweren Panzern schließen.
Ein Gruppe von relativ jungen Bäumen war mit einem Zaun aus farbig
gestrichenen Holzpföcken markiert. Bereits vor 2014 wurde hier
aufgeforstet, während die Soldaten einfach so taten als sei die
junge Baumgruppe ein Minenfeld, das nicht betreten werden durfte. Am
Horizont zeigte sich ein Unterstand. Er wird im Volksmund
Feldherrenhügel genannt. Denn als die amerikanischen Truppen hier
stationiert waren, haben die obersten Militärs von dort aus die
Übungen ihrer Soldaten beobachtet. Heute lassen sich nur noch
Angus-Rinder sichten. Braune, muskulöse Tiere, die nicht für den
Fleischverzehr vorgesehen sind, sondern als natürlicher Rasenmäher.
Ganz
am Ende dieser Weide zeigte sich schließlich die Silhouette eines
Wildpferdes. Die Stute starrte uns direkt an. Ich nahm die
Wohlstandshunde vorsorglich an die Leine. Das Pferd setzt sich in
Bewegung, weist kurz ein Rind zurecht und galoppiert neugierig auf
uns zu. Offenbar ist sie den Kontakt zu Menschen gewöhnt. Ein Schild
weist darauf hin, dass man die Tiere nicht füttern darf. Vermutlich
halten sich nicht alle daran. Eine zweite Stute schließt sich der
ersten an. Unser Weg führt uns die Weide entlang. Die beiden
begleiten uns. Ich wundere mich über die Wohlstandshunde. In der
Regel werden Pferde mit Bellen kommentiert. Diesmal nicht. Alle drei
Hunde zeigen nicht den Hauch von Interesse. Ich kann sie verstehen.
Irgendwie ist es auch für mich ganz selbstverständlich, dass diese
Tiere, die wohl noch nie einen Sattel gesehen oder einen Reiter auf
ihrem Rücken gespürt haben, sich genau an diesem Fleckchen Erde
befinden, das sich die Natur nach und nach, und ja mit Hilfe des
Menschen, zurückerobert.
Der
ehemalige US-Standortübungsplatz ist seit 2016 die größte
Naturerbefläche in Bayern. „Mit dem Brönnhof haben wir die ersten
Flächen der dritten Tranche des Nationalen Naturerbes, die dem
Naturschutz übergeben werden“, sagte Dr. Elsa Nickel,
Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium. Bundesweit
sind insgesamt 156.000 Hektar zumeist ehemals militärisch genutzter
Bundesliegenschaften ins Nationale Naturerbe überführt und stehen
damit ausschließlich zur Sicherung der biologischen Vielfalt zur
Verfügung. Die Pferde, Rinder und Schafe sind als natürlicher
Rasenmäher Teil dieses Konzepts. Dr. Elsa Nickel verrät, was
künftig mit dem Areal geschehen soll: „In erster Linie wollen wir
der Natur großflächig Raum für eigenständige Dynamik und
Entwicklung geben. Aber auch historische Waldnutzungsformen wie
Relikte von Mittelwäldern und wertvolle Offenlandflächen im
Brönnhof werden durch das Nationale Naturerbe geschützt und
erhalten.“ Die einzigartige Landschaft des Brönnhofs bietet
zahlreichen gefährdeten und geschützten Arten wie Hirschkäfer,
Bechsteinfledermaus und Kammmolch Zuflucht.
Der
bewaldete Außenbereich des ehemaligen Standortübungsplatzes umgibt
den lichten, von zahlreichen gut befestigten Feldwegen durchzogenen
Innenbereich. Geplant ist ein sanfter Tourismus. Das bedeutet:
Wanderer und Radfahrer sind willkommen, solange sie auf den Wegen
bleiben. Jagdlich ambitionierte Hunde sollten unbedingt an der Leine
geführt werden. Mitgebrachter Müll jeglicher Art sollte von den
Besuchern wieder mit nach Hause genommen werden. Motocross - egal ob
mit zwei oder vier Rädern - ist untersagt. Das sich daran nicht alle
halten, konnten wir deutlich an den verräterischen Spuren im Wald
sehen. Offenbar gibt es hier eine illegale Szene.
Das
Gesamtgelände verfügt über ein gut ausgebautes Wegenetz und
umfasst circa 2.275 Hektar. Dieses Netz haben auch wir genutzt. Als
wir die erste Weide passiert hatten, waren wir an der höchsten
Stelle des Brönnhofs angelangt, konnten bis nach Schweinfurt sehen
und sogar das große blaue Hochhaus, das sich am Stadtrand befindet
ausmachen.
Wir
bogen nach links ab und erreichten bald eine zweite Weide, auf der
nur Pferde standen. Es handelte sich um Koniks, robuste Ponys aus
Osteuropa. Ein Hengst begrüßte uns. Als ich an ihm vorbeisah,
bekam ich beinahe einen Zuckerschock: Zwei Fohlen! Ihr Fell war viel
heller als das der Alttiere und wirkte flauschiger. Trotz der
Wohlstandshunde waren die beiden und die gesamte Herde absolut nicht
ängstlich. Im Gegenteil: Vor unseren Augen neckten sich die beiden
Pferdekinder und galoppierten fröhlich zwischen den erwachsenen
Pferden herum, die in aller Seelenruhe grasten.
Danke für den schönen Bericht. Aber was ich nicht verstehe: Es wird ausdrücklich drum gebeten und das finde ich sinnvoll , Hunde in dem Gebiet unbedingt an der Leine zu führen. Ihre sind alle unangeleint. Warum denn das?
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