Besoffene Ballerina auf Speed

Klimts Prolo-Atzenblick...

 Oder: Wie ich solche Hundebegegnungen hasse


Es sollte ein entspannter Abend mit netten Gesprächen, Weißwein und cooler Mucke werden; eine Gartenparty mit alten Freunden und der Hund war auch eingeladen. So weit so gut….

Klimt und ich zogen motiviert los. Unser Weg führte zunächst durch die Innenstadt, vorbei an schmalen Grünstreifen, von Menschenhand gepflanzten Bäumen, wo man das Beinchen heben kann, an hippen Geschäften und gepflegten Mehrparteienwohnhäusern. In einem davon lauerte er!

Benni!

Benni ist ein West Highland White Terrier, der gerade als wir seine Haustür passierten angeleint werden sollte. Doch Frauchen war zu langsam. Also schoss Benni fest entschlossen auf uns zu. „Toll“, dachte ich einer Panikattacke nahe. Wer hier öfters liest, weiß, dass Klimt kein Freund von spontanen Hundebegegnungen ist und mit lautem Getöse und Aggression reagiert. In der Regel mache ich Klimt von der Leine, weil er dann kein so großer Proll ist. Aber mitten in der City an einer befahrenen Straße eher nicht. 
 
Also versuchte ich es mit einer anderen bewährten Strategie. Mich zwischen den Hunden positionieren und stimmgewaltig klarstellen, dass wir keinen Kontakt wünschen. Interessierte Benni nur nicht die Bohne. Sein Frauchen irgendwie auch nicht so wirklich. Die rief zwar seinen Namen, aber die Reaktion blieb bei dem kleinen resoluten Rüden aus. Stattdessen umkreiste er uns knurrend in der Hoffnung, Klimt doch noch Manieren beibringen zu können und startete seine Attacken, um seine Stellung im Viertel zu behaupten. Also sah ich mich zu härteren Mitteln gezwungen. 

Ballerina-Style...

Während Klimt tobte wie ein Irrer, versuchte ich immer und immer wieder den Westie mit meinem Bein fernzuhalten. Böse Zungen mögen behaupten, ich hätte klein Benni getreten. Na, wohl nicht fest genug. Der ließ nicht von uns ab. Seine Mission war klar: Der Uschi und ihrem Köter, die es gewagt hatten in ihre Hood einzudringen, eine Lektion erteilen. Und so tänzelte ich gefühlte Stunden wie eine betrunkene Ballerina auf Amphetaminen die Straße entlang und versuchte so zu verhindern, dass sich die beiden Kontrahenten zu nahe kommen und sich verletzen. 

Zwischenzeitlich schalteten sich auch die Stammgäste des benachbarten italienischen Restaurants ein, die Benni wohl kannten, und riefen mahnend seinen Namen. Auch das ohne Erfolg. Erst kurz nachdem ich mich gefangen in einem Strudel aus Leine und Hundeleibern beinahe voll auf die Fresse gelegt hätte, schaffte es das Frauchen dann doch ihren wütenden Benni am Halsband zu packen. Die Aufmerksamkeit unserer kompletten Umgebung war uns sicher. Doch der Applaus für die tapfere Ballerina blieb aus. Stattdessen kam von Bennis Halterin der Satz der Sätze. Die Abgedroschenheit hat per se. Das schlimmste Klischee, mit dem man sich als Hundehalter nur gemein machen kann. Der heiligste Gral des hündischen Unsinns. Na? Welchen Satz könnte ich wohl meinen?

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„Der wollte nur Spielen!“ 

Ich nur: „What the…!!!“ Und drehte mich um und ging.
Selbst wenn dieses knurrende weiße Bündel wirklich nur diese Intention gehabt hätte, wäre das völlig irrelevant gewesen. Denn Klimt hat klar und deutlich geantwortet: „Ja, lass uns ‚Ich reiß dir den Arsch auf, du Spacko‘ spielen.“

Und dabei kann das Bübchen auch so süß lieb sein...

Und die Moral von der Geschicht‘?
  • Geht umsichtig mit euren Mitmenschen und -hunden um. Lasst euren Hund nur frei laufen, wenn ihr sicher seid, ihn abrufen zu können.
  • Klar, kann mal ein Missgeschick passieren. Doch wenn es zum Kontakt mit einem unverträglichen Hund kommt, dann seid schnell und holt euren Hund wenigstens händisch zurück. Lasst euer gegenüber und vor allem euren Hund nicht allein mit der Situation. Das hat besonders letzterer nicht verdient. Er vertraut euch. Hoffentlich.
  • „Entschuldigung“ zu sagen, hat noch niemandem geschadet.
Und meine persönliche Moral:

Ruhiger werden in solchen Momenten. Meinem Hund mehr Ruhe und Souveränität vermitteln, ihm zeigen, dass mit mir an seiner Seite nichts schief gehen kann. Die hysterische Ballerina zu geben, hilft meist nämlich nicht.

Übrigens: Wieso die Gartenparty trotzdem noch ein großer Erfolg für Klimt und mich geworden ist, lest ihr in der nächsten Episode.

Zum Teil 2 geht es hier.

Kommentare

  1. So schön bildlich geschrieben ... ich konnte Dich fast tanzen sehen. Leider ist Rücksichtnahme und auch Vernunft nicht jedem Hundehalter gegeben und ich habe solche Tänze auch schon mit meinen Beiden an der Leine getanzt - man slebst ist schweißgebadet, die Hunde gestresst und der andere Halter versteht die Aufregung nicht. Aber wehe sein Hund hätte ein Loch im Fell ... weil der ja nur spielen wollte und kein Nein akzeptiert.

    Wie schön, dass es dann doch noch ein toller Abend wurde - ich freue mich auf den Bericht zur Gartenparty.

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

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    1. Oh Gott, ja! Ich fürchte wenn Benni nur ein Haar gefehlt hätte, hätte uns Frauchen zusammen mit dem ganzen Restaurantgästen + -personal gelyncht...

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  2. Ich liebe euren Blog ja und ich weiß auch warum. Du sprichst einem aus der Seele! Vor einer Weile stürmte eine ganze Meute Terrier auf mich und Shira zu, mit der klaren Absicht uns ein paar Andenken auf der Haut zu hinterlassen. Fand Shira natürlich ziemlich blöd und hat erstmal ordentlich aufgeräumt, um sich und mich vor ernsthaften Schäden zu bewahren. Da kam mir doch tatsächlich die Besitzerin entgegen gestürmt und fragte, welche Dreistigkeit mein "Köter" und ich besäßen ihren wohlerzogenen Hunden ans Leder zu gehen.
    Manche Leute sind einfach nur ätzend...

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    1. Uff! Und wie seid ihr die Meute los geworden?
      Ich such mir ja genau aus diesem Grund immer gern abgelegene Wege,wo man niemanden trifft...

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