Klimt der Einzelhund
Ein Leben ohne die Königin
Wie sich unser Leben seit dem Tod von Louni verändert hat
Es ist wirklich schon mehr als 2 Monate
her, seitdem Louni gestorben ist. Das hat das Leben von Klimt und mir
sehr verändert. Zum Guten und zum Schlechten. Ich kann beide Aspekte
wahrnehmen – zum Glück.
Doch der Schlechte ist leider
allgegenwärtig, weshalb ich zunächst davon erzählen möchte.
Klimt kann nicht alleine bleiben.
Nur wenige Tage nach Lounis Tod sollte
ich meinen neuen Job antreten. 40 Stunden in der Woche. Ich war
aufgeregt und freute mich. Nun, Klimt spielte nicht mit. Er weinte
bitterlich, wie mir mehrere Nachbarn berichteten. Stundenlang. Mit
Pausen. In einem 4-Parteienhaus kein Zustand. Ich kann es ihm nicht
verdenken. Seine Welt ist gerade aus den Fugen geraten: Louni tot.
Frauchen tagsüber weg.
Planänderung: Vor der Arbeit bringe
ich ihn erstmal zu meinen Eltern. Dort ist er zwar auch oft alleine,
weil er sich mit deren Rüden nicht verträgt und separiert werden
muss, hört allerdings in dieser Zeit meist Alltagsgeräusche aus dem
Haushalt und kommt mittags zum Gassi raus. Vor allem Ersteres hilft
gegen das Heulen und die Verlassensängste. Nach der Arbeit hole ich
ihn wieder ab. Am Wochenende versuche ich das Alleinbleiben zu
trainieren.
Trotz dieser Lösung ist seine
Angewohnheit anstrengend. Sei es ein Arztbesuch, Einkaufen bei zu
warmen Wetter, wo er nicht im Auto warten kann, ein Banktermin oder
der Besuch beim Friseur – alles bedarf der reiflichen Planung.
Verabredungen mit Freunden habe ich noch nicht einmal mit
eingerechnet... Ich hasse es. Ich hasse die Einschränkung und
Unfreiheit. Manchmal hasse ich ihn.
Meistens ist da aber nur Liebe.
Also manage ich und/oder schleppe ihn
einfach mit. Und das ist gut.
Es tut uns beiden gut. Womit wir bei
den positiven Aspekten wären.
Ich habe es nie erwartet. Aber: Klimt
ist (meist) ein wunderbarer Begleithund. Also nicht so, wie man es
vom Hundeplatz kennt. Kein völligst unauffälliger Hund, der alle
Benimmregeln in Petto hat und die Unterordnung blind läuft, um sich
dann geräuschlos irgendwo zusammenzurollen, während Herrchen zwei
Weizen und mehr kippt. Eher so der Typ: Chaotischer Sympath, der die
meisten Beteiligten trotzdem irgendwie auf seiner Seite hat.
Wer diesen Blog schon etwas länger
verfolgt, weiß, dass Klimt eigentlich nicht sehr umweltsicher ist.
Das heißt er findet Kinder, ältere Menschen, Radfahrer,
Skateboarder und einfach alles, was nicht normal ist, erstmal komisch
und kommentiert das mit furchteinflößendem Bellen. Mit anderen
Hunden hat er ja ohnehin ein Problem und benimmt sich an der Leine
wie ein Irrer. Bei mir löst sein Verhalten Schweißausbrüche und
leichte Panikattacken aus. Nichts desto trotz: Der Köter kommt jetzt
mit. Und es funktioniert wunderlicherweise.
Das "böse Hühnchen" 😂
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Neulich waren wir auf einer Hütte mit riesigem natürlichem Garten irgendwo im Nirgendwo zum Grillen eingeladen. Gefühlt tausend Kinder zwischen 2 und 10 sprangen energetisch herum. Klimt blieb erstmal an der Leine. Ich wollte mir zunächst einen Überblick verschaffen. Nach etwa einer halben Stunde löste ich den Karabiner. Das Gemetzel blieb aus. Ich holte nach einiger Zeit das „böse Hühnchen“ hervor und warf es. Klimt apportierte. Mit einem Mal waren wir für die meisten Kinder die Attraktion des Nachmittags. Die Mutigeren trauten sich ebenfalls das Hühnchen zu werfen. Klimt brachte es auch Ihnen brav zurück. Nein nicht etwa mir, sondern genau dem Kind, das geworfen hatte. Ich instruierte die Kids, ihm mit einem klaren „Aus“ zu zeigen, dass er vom Spielzeug ablassen soll, und auch das funktionierte. Er war einfach wunderbar. Er fasste nicht nach oder rannte irgendein Blag über den Haufen. Mein Herz lachte – bis ich erfuhr, dass ein zweiter Hund zum Grillen kommt. Ok, gut, eine Hündin. Aber wenn die uncool ist, macht Klimt auch da keine Kompromisse. Um eine Panikattacke abzuwenden, goss ich mir erstmal ein Weinschorle ein und nahm einen tiefen Zug an der Zigarette. Mein Plan sah so aus: Ich fange Hund und Frauchen vor dem Tor ab und komme mit ihnen hinein, um anzuzeigen: Hey, die sind jetzt mit mir hier, ich habe die gecheckt und ich erlaube das. Es hat funktioniert. Klimt und Jule haben sich wunderbar verstanden und sogar miteinander gespielt. Jule war die Chefin und Klimt fand das völlig ok. Denn sie war klar in der Kommunikation und höflich. Mein Herz ging zum zweiten Mal auf.
Dieser Nachmittag und Abend hat mir
sehr darin weitergeholfen, mehr Vertrauen in meinen Hund zu haben. Es
folgten seitdem mehrere Grillabende und Zusammenkünfte am
Lagerfeuer, zwei Restaurantbesuche, zwei feucht-fröhliche
Kneipenbesuche und ein Ausflug in die Stadtbücherei – letzterer
sei vor allem genannt, damit Ihr nicht denkt, ich schleppe das arme
Tier nur zum Trinken und Partymachen mit! ;)
Das Fazit der ganzen Entwicklung: Ich
habe Klimts Futterration um knapp 1/3 der Ausgangsmenge erhöht, weil
er einige Kilos verloren hat, dadurch dass er gerade am Wochenende
enorm viel unterwegs und so gut wie immer mit dabei ist.
Und dennoch: Die Königin fehlt weiter.
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