Kofferraum auf! Hund raus!
Gefährlich und Illegal - Im Auto mit dem Hund gassi fahren
Nichts schweißt einen Hund und seinen Menschen besser zusammen als
gemeinsame Aktivitäten – behaupte ich jetzt einfach ohne jeden
wissenschaftlichen Beweis. Der Klassiker ist wohl der Spaziergang –
in unserem Fall drei bis vier Mal am Tag. Die Abenteuer des Alltags
dabei zu nehmen, stärkt die Bindung, man lernt sich zu vertrauen und
es stellt sich ein wunderbares Gefühl der Zwei-, Drei oder
Gemeinsamkeit (je nach Rudelgröße eben) ein. Blicke und Gesten beim
Erkunden der Umgebung genügen irgendwann. Manchmal hält man an,
lässt die Welt passieren, atmet, der Wohlstandshund stoppt, wendet
den Blick vertrauensvoll fragend und es ist gerade alles gut. Klar,
manchmal regnet und windet es oder es ist einfach nur saukalt. Wer
geht da schon gerne raus? Doch hat man die ersten 15 Minuten oder 300
Meter geschafft, geht’s schon. So ähnlich wie bei der Überwindung
zum Sport findet man auch beim Gassigehen im Sauwetter doch
irgendwann so etwas wie Spaß und zurück im Warmen ist man
glücklich, dass man sich so tapfer geschlagen hat.
So, das war mein Plädoyer fürs
Gassigehen. Und jetzt kommt meine Anklageschrift gegen Menschen, die
ihren Hund am Auto spazieren führen. Auto hält, Tür auf, Hund
raus, Fenster runter und wieder Gas. So einfach kann es sein, kacke
ist es trotzdem.
Zunächst einmal: Das ist gefährlich!
Es ist gefährlich für den Hund und
auch für Dritte.
Es ist schon eine Weile her, als mich
meine Schwester angerufen hat und erzählt hat, dass ihr Hund von
einem Münsterländer attackiert wurde. Der Hund lief leinenlos am
Auto eines Jägers. Die Stelle war unübersichtlich, der Mann hatte
keine Gelegenheit, auf den Hund einzuwirken. Stattdessen fing der
ohne Zögern sofort einen Streit mit dem Rüden meiner Schwester an.
Die Geschichte ging relativ gut aus. Die Hunde konnten getrennt
werden durch die Hilfe der Begleitung meiner Schwester, natürlich
nicht durch den anderen Halter selbst. Denn der musste mit seinem
dicken Geländewagen erst mal irgendwie zur Stelle des Geschehens
gelangen. Dann verstrich die Zeit, weil er ja erst den Motor
ausmachen oder zumindest den Gang rausnehmen, sich abschnallen
(sofern er angeschnallt war, was ich nicht mit Sicherheit weiß) und
die Autotür öffnen musste. Herzlichen Glückwunsch also an dich,
lieber Hundebesitzer, du hast nicht nur deinen Hund in einer
stressigen Situation völlig alleine gelassen, sondern auch in Kauf
genommen, dass andere verletzt werden.
Ganz so glimpflich ist eine zweite
Situation, die ich über ein soziales Netzwerk mitbekommen habe,
nicht ausgegangen. Eine Frau hat nach einem fremden Australian
Shepard gefahndet. Dieser hat ihren Hund tierarztreif gebissen,
nachdem er quer über ein Feld auf ihn zugeschossen kam. Die
Distanz betrug laut Beitrag mehr als 150 Meter. Die Besitzerin hat
sich in ihrem Mini-Van einfach aus dem Staub gemacht. Herzlichen
Glückwunsch, liebe Hundehalterin, zu so viel Courage...
Klimt und mir sind solche Situationen
zum Glück bisher erspart geblieben, obwohl ich diese autofahrenden
Gassigänger auch auf unseren Wegen öfters beobachten kann. Vor
einiger Zeit ist mir ein weißer SUV auf einem parallel verlaufendem
Feldweg aufgefallen, weil der Fahrer irgendwelche Laute aus dem
Fenster brüllte. Ich habe einen Moment gebraucht, bis ich erkannt
hatte, dass er den Malinois meinte. Der sollte wohl schneller rennen.
„Total bescheuert“, dachte ich und betete, dass der Hund,
mittlerweile völlig auf Adrenalin durch die anstachelnden Laute
seines Besitzers, uns nicht sieht, um „Hallo“ zu sagen. Auch an
dieser Stelle: Herzlichen Glückwunsch, lieber Hundehalter, du führst
ja eine ganz wunderbar kommunikativ-liebevolle Beziehung mit deinem
Hündlein.
Die drei Episoden zeigen, dass
Menschen, die ihre Hunde am Auto Spazierenführen, andere gefährden,
verantwortungslos ihrer Umwelt und ihrem eigenen Hund gegenüber
handeln sowie offenbar nicht bereit sind, in die Beziehung zu ihrem
Hund zu investieren. Traurigerweise fällt außerdem auf, dass es in
allen drei Fällen klassische Arbeitshunde sind, die unter diesen
Bedingungen ihren Auslauf erfahren. Es scheint, als gilt hier die
Devise: Hauptsache ausgelastet. Hauptsache der ist körperlich müde
und nervt zuhause nicht. Wer sich aber nur ein wenig mit arbeitenden
Hunden auskennt, weiß dass es genau das ist, was diese nicht
brauchen. Solche Hunde hochzupushen ist nicht zielführend. Die rein
körperliche Auslastung ist ungenügend. Stattdessen lechzen gerade
diese Rassen danach, zusammen mit ihren Menschen Dinge zu erarbeiten.
Übrigens ist diese Art des
Spaziergangs nicht nur für Dritte gefährlich, sondern auch für den
eigenen Hund. Es wäre nicht das erste Mal, dass der von seinem
Besitzer überfahren wird. Wenn der Hund das Auto dicht
umrundet, gibt es aufgrund seiner Größe etliche blinde Flecken. Je
kleiner der Hund, umso mehr tote Winkel. Der Fahrer kann in solchen
Situationen also nie mit Gewissheit sagen, ob der Hund sich vor dem
Auto befindet oder nicht. Das Argument, der Hund sei das doch gewöhnt
und bliebe da, wo er sein sollte – hinter oder seitlich am Fahrzeug
– widerlegen meine Beispiele von soeben, als der „Auto-Hund“
sich mal eben einen Artgenossen krallte. Die Gefahr das er auch
seitlich im wahrsten Sinne unter die Räder kommt ist definitiv
gegeben. Selbst super erzogene Hund sind nie zu 100% einschätzbar.
Gerade wenn das Adrenalin durch ihre Adern peitscht, kann ein Reiz
wie Wild, ein anderer Hund oder auch nur der Gedanke, dass es auf der
anderen Seite des Autos gerade super riecht und Hund da unbedingt
hinwill, in einer Katastrophe enden.
So nicht! |
Außerdem: Es ist illegal!
Das besagt der § 28 Absatz 1 der
Straßenverkehrs-Ordnung (StVO):
„Haus- und Stalltiere, die den
Verkehr gefährden können, sind von der Straße fernzuhalten. Sie
sind dort nur zugelassen, wenn sie von geeigneten Personen begleitet
sind, die ausreichend auf sie einwirken können. Es ist verboten,
Tiere von Kraftfahrzeugen aus zu führen. Von Fahrrädern aus dürfen
nur Hunde geführt werden.“
Die Strafen jedoch sind sehr gering. „Das Führen eines Tieres von einem Kraftfahrzeug aus ist mit fünf Euro Verwarnungsgeld belegt. Wird dadurch ein Unfall verursacht, erhöht sich das Verwarngeld auf zehn Euro“, so Engelmohr. Teuer kann es aber trotzdem werden, wenn etwas passiert: „Ein Verstoß des Verantwortlichen (Hund- und Fahrzeugführer) gegen § 28 kann zu Haftung für Schäden, die Dritten entstanden sind, führen.“
Mein Fazit also: Es ist gefährlich, illegal und einfach... ach, lassen wir es gut sein. Ich will nicht schon wieder das Wort gebrauchen, das mit k an fängt und mit acke endet...
So ist's richtig! |
Ohje... ja, sowas ist echt nervig und tut mir leid, wenn da mal etwas passiert... ich kenne das aus Dänemark, da lassen einige ihre Hunde am Strand auch einfach laufen und fahren dann mit dem Auto nebenher und drehen dann ein paar Runden... der Hund ist uns dann immer hinterher und hat mit uns getobt - da hat der Däne dann nach ner Stunde Angst bekommen - weil wir auch schon etwas weiter weg waren - dass wir den Hund mitnehmen und hat ihn eingesackt :D
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Hättet ihr das mal gemacht. Wäre ihm bestimmt eine Lehre gewesen. ;)
LöschenLeider Erlebe ich das hier auch öfter - und bin schon mit einigen Leuten deswegen aneinander geraten. Ein älterer Herr hat mir erklärt, sein Tierarzt hätte ihm eine Erlaubins dazu erteilt ... sonst könnte er dem jungen Hund nicht ausreichend Bewegung bieten. Da hilft auch keine noch so richtige Argumentation.
AntwortenLöschenFür mich ist das oft schwierig, denn meine Beiden sind jetzt nicht gerade die freundlichsten Vertreter ihrer Art und motzen auch so schon mal gerne ... daher solchen diese Leute bei mir schon im Vorfeld für erhöhten Adrenalinausstoß. Mittlerweile kenne ich aber auch die gerne "gassigefahrenen" Wege und meide sie. Übrigens bringen Meldungen beim Ordnungsamt zu dem Thema nicht viel - die Verfolgung würde sich nicht lohnen!
Liebe Grüße,
Isabella mit Cara und Shadow
Geht mir genauso. Habe mit dem semiverträglichen Klimt auch keine Lust, auf einen hochgepushten Hund zutreffen, dessen Besitzer irgendwo, nur nicht vor Ort, ist. Dass das Ordnungsamt da wenig reagiert, wundert mich nicht, angesichts der niedrigen Geldbuße...
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