Veränderungen: Wir lassen endlich die Bombe platzen

Hier ist niemand depressiv oder leidet unter einem Bronchialkatarrh

Von Welpen, Säuglingen und biologischen Uhren, die nicht richtig ticken

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis wird seit einigen Jahren am laufenden Band geworfen beziehungsweise entbunden. Nennt es wie ihr wollt. Entweder ist jemand schwanger, will schwanger werden oder hat gerade einen Säugling oder ein Kleinkind zuhause. Natürlich kommt dann auch immer die Frage: Willst du nicht auch mal ein Baby? Immer wieder erfreulich, vor allem mit dem Zusatz: Deine biologische Uhr tickt doch.

Lange Zeit wusste ich nicht, was ich darauf antworten sollte, ohne mich in endlose Diskussionen, Kritik oder Anfeindungen zu verstricken? Denn während mein Herz bei kleinen Hundewelpen schier vor Glück platzt, bete ich beim Anblick eines Säuglings nur, dass mich die Mutter jetzt nicht bittet, ihn zu halten, damit der mir gekonnt über die Schulter kotzen kann.

Menschenkind vs. Hundebaby

Wenn ich einen Welpen sehe, stellen sich sofort Glücksgefühle ein. Ich werde daran erinnert, was Unschuld bedeutet und wünsche mir, dass es diesem unbeholfenem kleinen Wesen für immer gut geht. Wenn ich mir einen Wurf ansehe, versuche ich gleich Geschlechter und Unterschiede in der Zeichnung und im Temperament zu erkennen. Aber am liebsten würde ich in alle diese kleinen niedlichen Würstchen hineinbeißen und sie aufessen. Stattdessen nehme ich eines von diesen perfekten und nach Milch und Honig duftenden Hündchen in meinen Arm, streichle es behutsam und drücke sein seidiges Fell ohne Berührungsängste an meine Wange. Ich kann auch endlos mit anderen darüber sprechen, wie goldig die Kleinen sind und schwelge dann in der Erinnerung, als Klimt noch so klein und zart waren. In Zeitschriften, Zeitungen, Fernsehen oder im Internet bleibe ich sofort hängen, wenn Welpen gezeigt werden und ich kann Stunden damit verbringen mir niedliche Videos anzusehen.

Ganz anders die Situation bei Babys: Zunächst mal sehen die alle gleich aus für mich. Lediglich die Kopfbehaarung oder das Fehlen einer solchen registriere ich. Die Frage, wem das Kleine denn nun ähnlich sieht, braucht man also mit mir nicht zu diskutieren. Die haben eben alle ein rundes Gesicht mit blauen Augen, noch zahnlose kleine Münder und stecken in irgendeinem kreativ bemusterten Strampelanzug. Nach der Diskussion um die verwandtschaftlichen Ähnlichkeiten kommt dann die Frage, ob man mal Halten möchte. Ganz ehrlich: Nein, beziehungsweise höchstens um dir, liebe Mutter, einen Gefallen zu tun. Ich verstehe ja, dass du stolz bist. Aber die Gründe dafür, dass ich nicht Halten will, sind denkbar einfach: Im Gegensatz zu Hundebabys finde ich Menschenbabys nicht zum anbeißen. Der zweite Grund ist die Mutter. Oft kann man es der einfach nicht Recht machen. Da hält man das Köpfchen falsch und wird vorwurfsvoll korrigiert. Dann dieser erwartende Blick, der aussagt: „Na ist es nicht süß!?“ „Super süß“, hämmert es in sarkastischem Tonfall in meinem Kopf und ich schaffe es, dass es leicht und beschwingt aus meinem Mund kommt und alle glücklich und zufrieden sind. Doch dann fängt das Kind zu schreien an und die Mutter entreißt es einem. Zurück bleibt das Gefühl, das Kind hasst dich. Anstrengend ist außerdem, dass vielfach Gespräche unmöglich werden, weil sich alles um das Kind dreht. Und da braucht es noch nicht mal zu schreien. Ein Lächeln genügt schon als Anreiz, um dieses wunderbare Ereignis minutenlang zu kommentieren. Ich kann da nicht mitreden, also interessierte es mich lange auch nicht mehr als ein Fachvortrag über die kalte Progression in Timbuktu während des 17. Jahrhunderts (Ihr braucht das jetzt nicht googeln, habe ich gerade erfunden).

Es geht auch ohne Betty Ford Klinik

So, nun habe ich aufgehört zu trinken, zu rauchen und meinen Körper mit sonstigen Giftstoffen zu belasten. Ich schlage mir keine Nächte mehr um die Ohren und lehne Einladungen von Freunden zu exzessiven Aktivitäten ab. Stattdessen habe ich 20 kg zugenommen, begonnen online Spiele zu zocken und gehe nicht mehr arbeiten. Mein Freundes- und Bekanntenkreis war anfangs in hellem Aufruhr und wollte mir eine Depression unterstellen. Auf der Arbeit glaubten sie die Geschichte mit der verschleppten Bronchitis und bestärkten mich beim Nichtrauchen. Doch ihr, liebe Leser, ahnt nun bestimmt schon, was der wahre Grund für diesen Sinneswandel ist.

Ich bin schwanger.

Das hatte tatsächlich kaum einer geahnt. Bin ich doch bekannt dafür, nicht unbedingt ein Kinderfreund zu sein. Selbst meine eigene Großmutter dachte, ich mache Scherze. Und um ehrlich zu sein, wollte auch ich es trotz zweier positiver Tests erst beim ersten Ultraschall in der 8. Woche glauben. Ich war dann übrigens auch arg froh, als ich nach zwölf Wochen meinen Kollegen und Freunden erzählen konnte, dass ich weder depressiv noch lungenkrank bin und die Lügereien endlich ein Ende hatten.

Nun, die Dinge sind, wie sie sind, und ich habe die Herausforderung angenommen. Dieses Kind, mein Kind, wird mit Liebe überschüttet. Und das, auch wenn mich fremde Kinder nicht begeistern und ich nicht die klassische Mutter aus Leidenschaft bin. Damit meine ich Frauen, die noch vor der Befruchtung ein perfektes Kinderzimmer in pastelligen Farben im Skandi-Style eingerichtet haben, die nur echte Mamas sind, weil sie - koste es was es wolle - natürlich entbinden, stillen bis das Kleine an eine weiterführende Schule wechselt, die nächsten 18 Jahre nicht arbeiten gehen, sich wie eine leere Hülle nur noch über ihren Nachwuchs definieren und es aber gerade noch so schaffen, alle anderen Mütter, die das nicht so aufopferungsvoll machen, zu verurteilen. So möchte ich nicht sein. So werde ich nicht sein.

Hier geht es weiter um Hunde!

Und dieser Blog wird ein Hundeblog bleiben (auch wenn ich ihn zugegebenermaßen momentan nicht sonderlich gut pflege), wo Klimt im Mittelpunkt steht. Er wird nicht zum Mutti-Blog werden. Es wird auch keine Baby-Rubrik geben. Ich will euch nicht von meiner Schwangerschaft und meiner Zeit als frisch gebackenen Mama berichten. Das gehört hier nicht her und niemanden Fremden etwas an, finde ich. Aber, natürlich kann ich nicht ausschließen, dass es an der ein oder anderen Stelle auch um das Baby gehen wird. Denn neben Klimt, meinem Partner und mir, wir es schon in wenigen Wochen ein Teil unseres Lebens sein, den ich hier nicht künstlich ausklammern will.

So habe ich zum Beispiel schon überlegt, etwas zu den Themen "Den Hund auf das Baby vorbereiten" oder "Das erste Kennenlernen" oder "Fazit nach einigen Monaten mit Kind und Hund" zu schreiben. Also lasst gerne einen Kommentar da, ob euch so etwas interessiert oder eher nicht.

Kommentare

  1. Ich fühle was du schreibst das bist so du auch wenn ich dich wenig kenne aber ich versteh es total ❤️😅🥰🤩🍀

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