Krieg am Gartenzaun

Corona lässt sie durchdrehen

Wenn die Nachbarschaft deinen Hund hasst – Wenn die Nachbarschaft sich selbst hasst

Zunächst waren es diese subtileren Hinweise: Menschen aus der Siedlung, die plötzlich nicht mehr mit dir sprechen, sondern nur noch ein kurzes Hallo herauswürgen oder so tun, als würden sie dich nicht sehen. Andere sprachen dann urplötzlich mit mir, aber nur, um über einen Dritten herzuziehen. Zunächst dachte ich, ich werde paranoid.

Doch dann wurde ich Zeugin eines peinlich lautstarken Disputs darüber, dass der Besuchshund einer Nachbarin zu laut belle. Durch den ganzen Innenhof plärrte die Frau, die sich gestört fühlte. Weitere Fenster gingen auf. Mehr Menschen brüllten mit. Manche pro Hund, manche anti Köter. Meine Mutter war gerade am Telefon und fragte mich, was bei mir los sei. „So löst bildungsfernes Klientel Probleme“, antwortete ich schulterzuckend.

Ich verdrängte die ganzen Anzeichen bis mich ein Brief meines Vermieters, eine städtische Wohnbaugesellschaft, erreichte. Im Betreff folgende Zeile: „Beschwerde wegen Geruchsbelästigung / Unerlaubte Hundehaltung“. Aus den weiteren Ausführungen ging hervor, dass Klimt meinen Garten derart zuscheiße, dass es den Nachbarn stinke, dass ich den Kot nicht wegräume und dass bei Mietvertragsabschluss nicht angegeben wurde, dass Klimt mit einzieht.

Ziemlich zeitgleich klingelte bei einer anderen Tierhalterin aus der Siedlung das Veterinäramt unangemeldet. Kontrolle: Sie wollten die beiden Hunde und Papageien sehen. Es gäbe auch hier eine Beschwerde. Die Vorwürfe waren gemein und unwahr.


Wie abgebrüht muss mein sein, den Vermieter oder offizielle Stellen wie das Vet.-Amt einzuschalten statt ein vernünftiges persönliches Gespräch zu suchen?

Was ist nur los mit den Menschen!?

Corona ist los. Das Virus und die damit verbundenen Einschränkungen bringen das Schlechteste in den Leuten zum Vorschein. Wer vorher schon hässlich war, wird noch hässlicher. Sie werden dünnhäutig, während sie einsam sind. Wer zu viel Zeit bedingt durch Kurzarbeit, Kündigung und wegbrechende Aufträge hat, investiert diesen Überschuss in die Bespitzelung seiner Nachbarn. Es ist einfacher, die anderen zu hassen, als sich mit sich selbst auseinander zu setzen. Die Mischung aus Einsamkeit, Langeweile und Angst macht die Menschen gefährlich.

Aber nicht mit Klimt und mir! Nur weil die sich selbst nicht leiden können und sich zu viel sind, müssen sie ihren Frust nicht an uns oder anderen Tierhaltern der Siedlung auslassen.

Ich habe darauf reagiert und zunächst einen sachlichen, aber deutlichen Brief an den Vermieter geschrieben, aus der durch Belege hervorgeht, dass ich den Hund vor Vertragsabschluss mehrfach erwähnt hatte. Auch machte ich klar, dass mein Garten nicht stinkt, dass man aber gerne einen Blick auf die örtliche Hundemeile werfen dürfe, die direkt daran vorbeiführt. Leider nehmen nämlich nicht alle, die hier Gassi gehen den Output ihrer Hunde wieder mit. Meine klaren Worte hatten Wirkung. So bekam ich noch in gleicher Woche eine kommentarlose, offizielle Einwilligung über die Haltung eines Hundes.

 

So weit so gut. Ich war rechtlich auf der sicheren Seite.

Wohler fühlte ich mich dadurch in der Siedlung aber nicht. Lästereien. Intrigen. Wann drehen die selbsternannten Blockwarte wieder ihre Runden? Was ist ihre nächste Mission? Wie weit würden sie noch gehen? Die Stimmung schien verpestet und ich bekam das Gefühl, die Wände hätten Ohren. Wer war Freund, wer Feind?

Letztlich zog ich meine Konsequenzen, auch wenn ich ein wenig das Gefühl hatte, die Hundelobby hier im Stich zu lassen. Auch widerstrebt es mir eigentlich, dem Gegner das Feld zu überlassen. Denn ein wenig habe ich das Gefühl, die hätten gewonnen.

Aber dennoch: heute habe ich den Mietvertrag für eine andere Wohnung unterschrieben.

Mehr dazu erzähle ich euch im nächsten Beitrag.

In der Zwischenzeit hoffe ich, dass mein Nachmieter Frau K. Ritter heißt oder zumindest mit ihr verwandt ist.






Kommentare

  1. Hallo und guten Morgen Diana,
    wie schon Friedrich Schiller erkannte:
    "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben,
    wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt".
    Davon kann auch ich ein „Liedchen“ singen oder vielleicht sogar ein Buch .
    Zum Glück müssen wir (mein Sohnemann, ein "paar" Hunde und Katzen und ich) nun doch nicht
    in ein absolutes „Unruheheim“ ziehen, sondern wechseln nur (Dorf-)Straßenseite, wenn auch mit Platzabstrichen... aber lieber klein und friedlich, als größer und nervenaufreibend.

    Wann dürft Ihr umziehen?

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    1. Schiller war eben ein weiser Mann ;)
      Weihnachten werden wir schon im neuen Zuhause verbringen.

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  2. Wie schrecklich. Au weija. Ich hoffe der Umzug war gut

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