RIP Diesel

Polizeihündin stirbt bei Anti-Terror-Einsatz

Nach den blutigen Anschlägen von Freitag, 13. November, steht Frankreich noch immer unter Schock und trauert um seine mindestens 129 Todesopfer. In diesem Zusammenhang fand am Mittwoch, 18. November, in den frühen Morgenstunden ein Anti-Terror-Einsatz mit 110 Beamten der Spezialeinheit RAID und der Brigade zur Verbrechensbekämpfung (BRI) im Pariser Vorort Saint-Denis statt. Es fielen Schüsse, Sprensätze explodierten, Polizisten wurden verletzt, acht Personen wurden festgenommen, mindestens zwei Terrorverdächtige starben.

Auch Diesel starb. Die siebenjährige Belgische Schäferhündin wurde in das Gebäude geschickt, um nach Sprengstoff zu suchen. Offenbar erfolgreich: Nach verschiedenen Medienberichten starb die Spürhündin, als sich eine Frau während der Razzia selbst in die Luft sprengte.

Die Police National postet auf Facebook folgenden Text zusammen mit einem Symbolfoto:
"Diesel, malinois de 7 ans, chienne d'assaut du #RAID  a été tuée par les terroristes dans l'opération en cours à Saint-Denis. Les chiens d'assaut et de recherche d'explosifs: indispensables dans les missions des opérateurs du RAID.
Der Post wurde bislang über 276 000 Mal geteilt und 450 000 Mal geliked.

Das Recht Anteil zu nehmen

Nun wird in sozialen Netzwerken und Online-Medien diskutiert, ob die Trauer um einen Hund angesichts der 129 menschlichen Opfern verhältnismäßig sei. Einige spotten in ihren Kommentaren. Andere drücken völliges Unverständinis aus. 
Doch die Frage der Verhältnismäßigkeit sollte sich überhaupt nicht stellen. Denn schließlich ist es jedem selbst überlassen, woran er in welchem Maße Anteil nimmt. Der Mensch hat die Freiheit, zu betrauern, was er möchte. Mit Hohn und Spott darauf zu reagieren, ist ein hässlicher Zug. Natürlich ist das Ausmaß der menschlichen Opfer im direkten Vergleich sehr viel größer. Aber das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es den toten Hund weniger schlimm macht. Der gewaltsame Tod eines Lebewesens ist immer schlimm.
Im Übrigen sind es wohl auch die Umstände, die viele Menschen so emotional darauf reagieren lassen. Denn schließlich ist die Hündin gehorsam und in Sorglosigkeit begründet auf dem unbedingten Vertrauen in ihren Hundeführer in dieses Gebäude gegangen. Infolgedessen werden ihr Attribute wie Tapferheit, Treue bis in den Tod und Pflichtbewusstsein zugeschrieben. In einer Zeit, in der alles auseinanderzubrechen scheint und ein Gefühl der Angst und Wut bleibt, klammern sich die Menschen an solch reine Tugenden. 
Vielleicht ist das albern und überzogen romantisch den Hund derart zu heroisieren. Vielleicht ist es aber für einige einfach eine Möglichkeit mit der Situation umzugehen, wenn sie in all dem Durcheinander das Gute in Form dieser Hündin wiederfinden.

Medientenor:

Der Spiegel (http://www.spiegel.de/panorama/st-denis-einsatz-frankreich-trauert-um-polizeihund-jessuischien-a-1063442.html) neigt zu Übertreibungen: "Ein Tier stirbt und das Internet dreht durch"; der Autor des Artikels bezeichnet die getötete Hündin als "Kampfhund". Polizeihund, Sprengstoffspürhund oder vielleicht Schutzhund, sind angemessenere Bezeichnungen. 

Die Welt (http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article148997761/So-kaempfen-Polizeihunde-wie-Diesel-gegen-den-Terror.html) titelt pathetisch: "So kämpfen Polizeihunde wie Diesel gegen den Terror"; der Artikel liefert jedoch für Laien interessante Infos zur Ausbildung und Arbeitsweise von Polizei- und Spürhunden.

RTL (http://rtlnext.rtl.de/cms/netz-diskutiert-ueber-jesuischien-trauer-um-polizeihund-diesel-angemessen-2542049.html) fragt: "Trauer um Polizeihund Diesel angemessen?"; auch hier fällt die seltsame Bezeichnung "Kampfhund".

Die Bild (http://www.bild.de/news/ausland/spuerhund/bei-anti-terror-einsatz-getoetet-43450450.bild.html) stellt unerwartet neutral fest: Die Anteilnahme in den sozialen Netzwerken ist riesig.

RIP Diesel

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