Weihnachts-Interview

Weihnachten im Tierheim

Im Rahmen des Dogblogger Adventskalender habe ich das Tierheim Schwebheim besucht, wo Tierheimleiterin Christina Herrmann erzählt, was Weihnachten dort passiert

Weihnachten kann vieles sein. Geheimnisvoll, spannend, besinnlich, voller Liebe und Überraschungen, lecker duftend, warm, womöglich auch mal stressig und anstrengend, vielleicht  auch deprimierend oder zumindest eine Zeit zum nachdenken. Was und wie es im Tierheim ist, habe ich versucht herauszufinden, indem ich mich mit Christina Herrmann getroffen habe. Die Tierpflegemeisterin leitet seit 2015 das Tierheim Schwebheim bei Schweinfurt, hat privat 3 Hunde und 4 Katzen.  Sie hat mir bereitwillig einige Fragen beantwortet. Außerdem führte sie mich durch die Einrichtung und stellte mir einige Tiere persönlich vor.

Tierheimleiterin Christina Herrmann mit Hündin Malina.

Liebe Frau Herrmann, vielen Dank für Ihre Zeit. Erzählen Sie doch einfach kurz etwas über das Tierheim Schwebheim, damit meine Leser einen Eindruck bekommen.

Unser Team ist für die Fundtiere in der Stadt und dem Landkreis Schweinfurt zuständig. Wir erhalten 0,45 € pro Einwohner pro Jahr, was etwa 1/3 unserer Gesamtkosten deckt. Natürlich können Tiere auch bei uns abgegeben werden. Allerdings sind wir theoretisch nicht gezwungen, jedes Tier aufzunehmen. Es macht zum Beispiel keinen Sinn einen echten Problemhund bei uns aufzunehmen, weil wir keinen entsprechenden Trainer vor Ort haben. Stattdessen empfehlen wir hier entsprechende Einrichtungen, die darauf spezialisiert sind. Aktuell leben bei uns 121 Katzen, 12 Hunde und 47 Kleintiere. Dazu kommen noch unsere Pensionstiere. Wir haben für circa 20 – 25 Katzen und 7 – 12 Hunde Kapazitäten.

121 Katzen warten aktuell im Tierheim, darunter etliche Kitten, aber auch ältere Tiere.

Für uns Menschen ist Weihnachten ja immer etwas Besonderes – für manche besonders schön und besinnlich, für andere besonders stressig oder gar überflüssig. Wie ist es denn im Tierheim?

Ich kann ja nur über unser Tierheim sprechen und da ist es an den Feiertagen schon so, dass wir Kurzarbeit haben, weil auch wir privaten Verpflichtungen nachgehen. Allerdings dürfen unsere Hunde auch an diesen Tagen in die Ausläufe und es gibt durchaus einige besondere Leckerchen aufs Fressen oben drauf während der Feiertage. Einige unserer Gassigänger, Paten und Besucher lassen im Advent Geschenke extra für ihren Liebling auf unserem Gabentisch da. Die verteilen wir dann natürlich am Heiligen Abend an die jeweiligen Tiere.

Das heißt, das meiste passiert in der Vorweihnachtszeit?

Im Prinzip ja. Vor und nach Weihnachten. Wir haben, wie gesagt, einen Gabentisch aufgestellt, wo Besucher ihre Geschenke abstellen können und die wir zur Bescherung an das jeweilige Tier überreichen. Außerdem kommt unsere Fotografin im Advent zum Weihnachtsshooting ins Haus. Zwei örtliche Tierbedarfsgeschäfte starten auch in diesem Jahr wieder eine Weihnachtsaktion für unser Tierheim, wo Produkte zu unseren Gunsten verkauft werden. Wir selbst haben in diesem Jahr erstmals ebenfalls ein Ladengeschäft in der Kesslergasse in Schweinfurt angemietet nur für diese Zeit, wo wir Weihnachtliches verkaufen. Es hat noch bis zum 24. Dezember geöffnet, Montag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr. Ach, und dann gibt es ja noch unseren Weihnachtsflohmarkt auf dem Dachboden des Tierheims. Der findet am 1. und 3. Samstag (10 bis 16 Uhr) und 2. und 4. Samstag (14 bis 17Uhr)  im Dezember statt. Für die Tiere zahlt sich das alles natürlich erst nach Weihnachten aus, wenn wir Kassensturz machen.

Ist die Spendenbereitschaft in dieser Zeit denn besonders groß?

Ja, auf jeden Fall ist der Dezember unser stärkster Monat. Womöglich sind die Menschen sensibler in dieser Zeit und denken öfter mal an andere – auch Tiere.

13 Jahre hinter Gittern und Zäunen: Schäferhund-Mix Louis lebt bereits seit er Junghund ist im Tierheim.

Ich habe schon von anderen Tierheimen gehört, dass es in der Vorweihnachtszeit ein Vermittlungsstopp gibt, damit das Tier nicht zum unüberlegten Geschenk wird, das wenig später zurück kommt. Gibt es das bei Ihnen auch?

Der 17. Dezember ist offiziell der letzte Tag, an dem uns ein Tier verlässt. Dann vermitteln wir erst wieder ab dem 7. Januar. Allerdings ist es auch immer eine individuelle Sache, die wir von Fall zu Fall entscheiden. Absolute No Goes sind zum Beispiel, wenn jemand vorbeikommt und für eine andere Person ein Tier aussuchen möchte. Hier raten wir dazu, ein Buch zu verschenken, wo sich die Person informieren kann, und dann gemeinsam vorbeizukommen. Generell halte ich Weihnachten für einen denkbar schlechten Zeitpunkt ein Tier zu adoptieren, weil man da meist mit Vorbereitungen sehr beschäftigt ist, durch die Familie eingespannt ist und dann auch noch Silvester ansteht.

Was bleibt nach dem großen Fest? Stimmt es, dass gerade in den ersten Wochen des neuen Jahres, sehr viele Tiere bei Ihnen abgegeben werden oder hat sich da in den Köpfen der Menschen mittlerweile etwas verändert - weg vom niedlichen Welpen unterm Christbaum hin zum überlegten Kauf?

Also bei uns ist es das ganze Jahr über so, dass Tiere hereinkommen, die unüberlegt angeschafft und dann abgegeben werden. Aber vielleicht ist das in anderen Landkreisen anders. Ich kann nur für uns sprechen. Gut möglich, dass sich da ein Umdenken einstellt. Es gibt schließlich mittlerweile etliche Kampagnen in den sozialen Medien und Berichte in den klassischen Medien, die vom Welpen unter dem Weihnachtsbaum abraten.

Was sind die häufigsten Abgabegründe?

Bei den Katzen handelt es sich oft um Fundtiere, die niemand vermisst. Bei den Hunden: Umzug, Trennung und Allergie. Tragisch ist es immer wenn der Besitzer erkrankt oder verstirbt. Ich hatte hier schon gestandene Männer, die geweint haben, weil sie ihren Hund dalassen mussten. Andererseits stand hier auch schon ein Paar, das ihre Katze abgeben wollte, weil die Kinder aus dem Haus waren und das Tier nun keinen Nutzen mehr hatte.

Malina - eine interessante Mischung aus Shar Pei und Labrador. Die 4-jährige Hündin sucht noch ein Zuhause.

Wenn Sie an die zurückliegenden Weihnachtsfeste denken, gab es hier schon einmal so etwas wie ein Weihnachtswunder oder einfach ein besonders schönes Erlebnis in dieser Zeit?

Es gibt schon besonders schöne Momente. Allerdings passieren die das ganze Jahr über und sind nicht an Weihachten gebunden.

Was sind das für Momente?

Ich denke da gerade an einen stark verhaltensauffälligen Hund, der nach 3 Jahren doch noch ein gutes Zuhause gefunden hat. Oder an eine behinderte Katze, die wegen eines Schnupfens ein Auge verloren hat, die wir gut vermitteln konnten. Oder erst kürzlich: Eine schon ältere Kangal-Hündin, ungepflegt, zottelig, untergewichtig, lange Krallen – ein vernachlässigter Zwingerhund. Ich hatte befürchtet, dass sie ewig bei uns sitzen wird. Doch dann hat sich eine ältere Frau für sie interessiert. Einen kleinen Hund wollte sie absolut nicht. Es sollte diese Hündin sein. Kürzlich ist sie bei ihr eingezogen. Der Sohn hilft mit. Es läuft gut.

Zu guter Letzt: Gibt es noch etwas, dass Sie sich zu Weihnachten wünschen?


Eigentlich wünsche ich mir nur, dass die Menschen es sich genau überlegen, ob ein Tier in ihr Leben passt. Es ist für uns zum Beispiel unverständlich, wenn wir nach 7 Jahren eine Katze zurückbekommen, die an einem chronischen Schnupfen leidet. Plötzlich ist das Herumgerotze nicht mehr zu ertragen. Das sei ekelhaft, war das erste, was die Besitzerin am Telefon sagte.
Ach, ja! Da wäre doch noch etwas – das Dach! Wir wünschen uns ein neues Dach, allerdings beläuft sich der Kostenvoranschlag auf 80.000 Euro.

Liebe Frau Herrmann, vielen Dank für das Gespräch. Frohe Weihnachten und mögen Ihre Wünsche in Erfüllung gehen!

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